Moin, Yvonne. Du bist Design Thinking Coach und Innovationsarchitektin. Wie bist du dazu gekommen?
Meine ursprüngliche Profession ist die Betriebswirtschaftslehre. Zumindest habe ich das mal studiert. Ich mag die Zahlen und Durchdringung von wirtschaftlichen Zusammenhängen. Und so habe ich mir meine Spuren bei TraceTronic verdient. Ich durfte das Unternehmen 10 Jahre als Angestellte begleiten, das rasante Wachstum des Unternehmens mitgestalten und die kaufmännischen Themen verantworten. Durch das jährliche stetige Wachstum von Umsatz und Mitarbeiterzahl konnte ich mit meinem Team immer wieder die Prozesse nachschärfen und war am Neuerfinden beteiligt. Insbesondere die agile Transition des Unternehmens war ziemlich spannend mitzuerleben.
2016 hatte ich dann eine ziemlich wilde Phase, wo ich alles hinterfragt habe. Auch meine Wirksamkeit in diesem Unternehmen. Wo mit einem kleinen Team anfänglich noch schnell Veränderungen stattgefunden haben, hatte ich das Gefühl, dass mein Wirkungseinfluss mit wachsender Größe zu träge wurde. Und so durfte ich mich selbst 2016 Neuerfinden und stieß auf das Thema Design Thinking. Es war meine Eintrittskarte meiner Passion zu folgen. Komplexen Problemen gemeinsam mit einem Team Antworten zu entlocken und das Neuerfinden mit Qilmo zum Beruf zu machen.
Innerhalb deiner Arbeit hilfst du Unternehmen dabei den roten Faden zu finden. Was bedeutet das genau für dein Arbeiten? Wie findet man denn eigentlich den roten Faden?
… mit Fragen stellen. Mit einer Eingangsfrage geht es los. Explorieren. Was ist das Feld, was sind die Einflussfaktoren und vor allem, was sagen die betreffenden Personen zu dem Thema? Und dabei kann man richtig tief eintauchen in ein Thema. Je komplexer die Herausforderung ist, desto spannender wird es für mich. Ein richtig oder falsch gibt es da nicht. Nur den Weg mit offenem Ausgang. Und immer wieder wird nach einer Phase des Sammelns von Informationen der Standpunkt ermittelt.
Was ist wirklich das Problem hinter der anfänglichen Fragestellung? Was glauben wir zu wissen und was wissen wir tatsächlich? Was ist in diesem Moment wichtig? Was ist der Fokuspunkt? Darauf aufbauend können verschiedene Ideen generiert und anschließend bewertet werden, eine Idee herausgegriffen und konkrete Experiment formuliert werden. Was sagen die betreffenden Personen dazu? Sollten wir nochmal Nutzer und Nutzerinnen zu dem Thema befragen?
Um den roten Faden zu finden, empfiehlt es sich iterativ vorzugehen. In kurzen Zyklen immer wieder abzutasten, wo stehen wir jetzt und was sind die nächsten sich daraus ergebenden Schritte. So kann das Wollknäul entzerrt werden. Und in interaktiven Workshops macht es zudem auch Spaß, zusammen zielgerichtet und effizient schnell gute Ergebnisse zu erarbeiten. Ich selbst gebe dabei nur den geeigneten Rahmen und die Methoden vor. Die Ergebnisse kommen vom Team.
Design Thinking und Innovationsentwicklung. Beides Themen, die oft im Zusammenhang mit New Work stehen. Warum ist das so?
Design Thinking ist ein Weg Neues zu entwickeln und dabei Innovationen zu schaffen. Es gliedert sich ziemlich gut ein in die ganze Welt der Agilität. Im Gegensatz, vielleicht auch in Ergänzung zu Scrum & Co. können mit Design Thinking ganz neue Felder erkundet und komplexen Problemstellungen begegnet werden. Für mich ist ein agiles Vorgehen und ein agiles Mindset, die in Design Thinking und anderen agilen Frameworks stecken, eine mögliche Art und Weise „New Work“ zu betreiben.
Es zielt auf Selbstorganisation, Verantwortungsübernahme, stetiges Lernen und Entwicklung. New Work geht allerdings für mich noch etwas weiter. Hier wird in meinem Verständnis der gesellschaftliche Beitrag noch mit einbezogen.
Spielt Digitalisierung im Rahmen deiner Arbeit eine Rolle? Und wenn ja, welche?
Vor mehr als einem Jahr dachte ich noch, ein Kreativ-Meeting bzw. ein interaktiver Workshop braucht die reale Interaktion zwischen den Menschen in einem „echten“ Raum. Mittlerweile habe ich gemerkt, wie gut und einfach dank digitaler Hilfen und Tools virtuelle Workshops moderiert werden können. Ansonsten hat die Digitalisierung einiges umgekrempelt und neue Dinge möglich gemacht. Immer wieder erlebe ich es in Workshops, dass die erarbeiteten Ideen nur mit Hilfe der digitaler Technik umsetzbar sind. Allerdings glaube ich, das die Digitalisierung nur Mittel zum Zweck ist. Das erlebe ich auch in den Design Thinking Projekten und Design Sprints.
Design Thinking ist ein stark humanistischer Ansatz. Der Mensch mit seinen Bedürfnissen stehen im Mittelpunkt. (Gern kann hier auch die Umgebung bzw. unsere Umwelt mit einfließen, die wie ich finde, ebenfalls eine notwendige Beachtung finden sollte). Um Bedürfnissen gerecht zu werden, kann die Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten schaffen.
Ich selbst bin aber schon total gespannt, welche nächste Innovations-Welle auf uns zuschnappt. Und welche Innovationen damit einhergehen.
Du bist einer unserer fuchsig wilden Partner. Wir freuen uns sehr dich als Expertin an Board zu haben. Worin siehst du in der Zusammenarbeit für den Kunden eine Besonderheit?
Die Zeit der Alleingänge ist vorbei. Ich finde es großartig, zu kollaborieren, miteinander große Dinge zu reißen. Auch das ist New Work. Und ich freue mich wie Bolle, mit euch gemeinsam fuchsig wilde Projekte zu stemmen. Wo genau die gemeinsame Reise hingeht, wird sich zeigen. Aber ich könnte mir gut vorstellen, punktuell in euren langangelegten Projekten zu unterstützen. Es hilft oft, externe Impulse in einem Projekt beim Kunden zu setzen. Und umgekehrt fände ich es sinnvoll, dass ihr die aus einem kurzen Design Sprint entstandene Idee, im Projektmanagement und der Beratung weiter verfolgt und hier unterstützt.
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit!
Unsere Partnerin
Yvonne Horn ist Innovationsarchitektin und Design Thinking Coach – sie liebt die Veränderung und begleitet mit Hingabe und einer guten Intuition Organisationen zu innovativen Neuheiten und einer guten Zusammenarbeit.