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Office, Home oder Hybrid – Was darf´s sein?

Juni 2, 2021 Jakob

Office, Home oder Hybrid – Was darf´s sein?

Der Weg zur Arbeit führt nicht immer ins Büro

Kaum sinken die Inzidenzwerte, schon gibt es den Ruf „Zurück in die Büros, stoppt Home Office und hybrides Arbeiten“. Ob Adidas, Netflix oder Goldman Sachs viele Unternehmen starten die Rückrufaktion in alte Strukturen. Verwunderlich ist das nicht. Es war zu erwarten, denn nicht nur Manager und Geschäftsführer, sondern auch viele der Mitarbeiter*innen wünschen sich aktuell wieder in Gesellschaft zu arbeiten. Dabei bedeutet „in Gesellschaft“ nicht zwingend wieder in alten Strukturen und/oder Büros zu arbeiten. Wenn uns die vergangenen Monate eines gelehrt haben, dann folgendes: Wir können mehr als Büro. Wir können hybrid.

Natürlich gilt das nicht für alle Berufe, das ist uns klar. Einige brauchen feste Arbeitsorte, Orte zur Erbringung ihrer Leistungen. Aber das klassische Büro ist für viele Berufe der bisherige Alltag mit allen Vor- und Nachteilen. Das wir Post-Corona nicht ein „weiter so“, sondern ein „wir greifen hier mal an“, brauchen das erschließt sich in den kommenden Absätzen.

Lasst uns gemeinsam auf den aktuellen Stand, anhand von drei Bereichen, schauen und einen Ausblick in die Zukunft wagen. Als Basis dient dabei der aktuelle Accenture Studie „The future of work: A hybrid work model“, Link folgt weiter unten ;-).

Produktivität – Home Office ist Gift für die KPI

Im Home Office schauen alle nur Netflix, sind nie erreichbar… was haben wir uns nicht alle anhören müssen? Insbesondere in deutschen Unternehmen herrschte vor Corona die Ansicht, dass man nur in den 4-Bürowänden wirklich produktiv sein kann. Aktuelle Zahlen, erhoben von Accenture unter 9.000 weltweiten Mitarbeiter*innen, zeichnen aber ein anderes Bild und sollten für Verunsicherung in so manchem Managerbüro sorgen. 

63% der Unternehmen mit hohem Wachstum haben schon ein hybrides Arbeitsmodell eingeführt und nutzen es, während 69% der Unternehmen mit wenig oder gar keinem Wachstum an office-only Arbeitsmodellen festhalten. Was sagt uns das? Es kommt nicht unbedingt auf den Arbeitsort an, sondern auf die Organisation, die Prozesse und die Infrastruktur. Wer diese im Griff hat, kann auch hybride Arbeitsmodelle wirtschaftlich erfolgreich realisieren. Um dies zu erreichen, braucht es aber durchgreifende Veränderungen im Unternehmen.

Natürlich stellt das Organisationen, das Management und HR vor neue Herausforderungen. Allen Mitarbeiter*innen gleichzeitig gerecht werden zu wollen, wird nicht möglich sein. Es gilt  zu evaluieren, was brauchen Einzelne, Teams sowie Orga-Einheiten, um gut arbeiten zu können und dann gilt es genau dies anzugehen. Eine Formel für alle wird nicht funktionieren. Skill- und Aufgabenbasierte Angebote schon eher. Und da schlägt die Stunde von hybrid.

Aus unserer Sicht könnte die Faustformel: Deep Dive, Recherche, Strategie dort, wo man am besten/liebsten Arbeiten kann/will; Kreatives hingegen in der Gruppe, ein erfolgsversprechender Ansatz sein, der nicht neu ist, aber durch Corona eine Renaissance erleben kann.

Entwicklung – Gen Z ist mega-digital und braucht kein Office

Anders als oft vermutet, wünschen sich gerade jüngere Millenials und Gen Zs eine rasche Rückkehr ins Büro. Laut Accenture würden 74 % der befragten Gen Zs die Möglichkeit  von Angesicht zu Angesicht mit Kollegen*innen zu arbeiten der dezentralen Arbeitsweise vorziehen.

Diese Altersgruppe gilt eigentlich als hyper-digital und total vernetzt, dennoch sind diese Zahlen nur auf den ersten Blick verwunderlich, denn was dieser Gruppe fehlt, ist gemeinsame Team-Erfahrung, ein starkes offline Netzwerk und faktischer Arbeitsraum. Beginnen wir mit dem letzten Thema: Raum. Gerade Gen Zs und jüngere Millenials haben keine Wohnung mit vielen Räumen, wo ein Zimmer ständig als Home-Office-Arbeitsplatz genutzt werden kann. Somit muss die Arbeit meist ungetrennt vom Lebensraum der Wohnung stattfinden. Das ist weit weg vom eigentlichen Home-Office-Gedanken, denn Arbeit ist Arbeit und Leben bleibt Leben. Arbeitgeber können dies nicht lösen, aber gerade für diese Gruppe gilt es face-to-face Meetings zu organisieren und die ersten Projekte gemeinsam am Tisch durchzuführen, damit das Handwerkszeug erlernt wird. Dann können auch in den beengten eigenen Wänden passende Arbeitsaufgaben erledigt werden.

Darüber hinaus ist die Vernetzung in den Unternehmen meist nicht so tief, wie bei älteren Altersgruppen. Einarbeitung, Prozesskenntnis ist im Home Office nicht so leicht machbar, wie im direkten Austausch. Sprich, wer auf neue Arbeitsmodelle setzen möchte, muss oftmals nicht nur ältere Mitarbeiter*innen, sondern viel mehr auch jüngere abholen, die Onboarding- und Bindungsprozesse neu denken und auch stärken.

Ressourcen – Der Zugang macht den Unterschied, nicht der Ort

Ja, das ist sicherlich eine Lehre aus der Corona-Phase: aktuell werden Arbeitsplätze, Ressourcen (IT, HR etc.) auf die Bürofläche und im one-solution-fits-all Ansatz umgesetzt. Alle Mitarbeiter*innen bekommen eine Dockingstation, zwei identische Monitore etc. auch wenn diese ggf. so gar nicht benötigt werden. Das ist in der Beschaffung einfacher, Organisationen lieben das.

Das ist aber ein Irrweg. In den vergangenen Monaten gab es viele Diskussionen, dass Mitarbeiter nur an einem vollausgestatteten Arbeitsplatz ihre volle Schaffenskraft erreichen können. Dabei lassen Arbeitgeber gern außer Acht, dass dieser Arbeitsplatz nicht zwingend in dem angemieteten Büro sein muss. Die Arbeitsmaterialien, die Mitarbeiter*innen benötigen, können auch im Home Office, Workspaces Platz finden. Ein Budget pro Mitarber*inn kann hier helfen. Wer keine 3 Monitore benötigt, aber ein hochpreisiges Headset, kann dies über das Budget abwickeln.

Der Zugang zu den benötigten Technologien ist für Mitarbeiter in jeglicher Arbeitsweise ein wichtiges Kriterium bei der Beurteilung des Arbeitsplatzes. So zeigte die Accenture Studie, dass für die Befürworter*innen des Offices, der direkte und leichte Technologie-Zugang das entscheidende Kriterium für die Arbeit vor Ort sei. Während die Verfechter*innen von Remote, diesen Punkt auch zu den fünf entscheidenden für Remote ansahen, weil der Technologie-Zugang auch dezentral gut und sogar besser funktionieren kann als im Büro. 

Was folgt daraus? Ob gern im Büro oder Remote gearbeitet wird, hängt vom täglichen Arbeitserlebnis ab. Arbeitgeber können hybride Arbeitsmodelle durch einfachen, dezentralen Zugang zu allen Technologien fördern. Daran gilt es zu arbeiten. Die Frage ist nicht wo, sondern was brauchst Du und wie können wir das bereitstellen.

Den kompletten Report von Accenture findet Ihr hier: Accenture 

Schauen wir mal nach vorn – Herausforderung hybrides Arbeiten

Ob wir langfristig hybrid arbeiten, hängt ganz von der Umsetzung ab. Wer zurück zu alten Arbeitskulturen will, gibt viele Chancen auf. Wer aber einfach auf ein Corona-Modus-Weiter-so setzt, nimmt viele Fehlentwicklungen mit, die unser Arbeiten langfristig beschädigen. 

Beispiele:

  • Sichtbarkeit Mitarbeiter vor Ort vs. im Home Office
  • Organisation digitaler Arbeitsprozesse 
  • Aufbau von digitalen, dezentralen Arbeitsplätzen
  • Teambuilding und Zusammenhalt gewährleisten
  • Neue Prozesse rund um Mitarbeiter und weniger rund um den Arbeitsplatz 
  • Hybrid, Home Office, vor Ort ohne Regeln und Struktur

Mehr als ein Jahr Corona-Home-Office und der Übergang in neue Arbeitsmodelle steht nun an. Wer sich ernsthaft mit neuen Methoden auseinandersetzt, kann ein höheres Wachstum erreichen und das mit hybrid. Ein Verharren auf bestehenden Modellen allein, wird keinen Erfolg bringen. So viel kann man heute schon sagen. Denn gute Mitarbeiter*innen, die sich ihren Arbeitgeber aussuchen können, werden die Bereitschaft zu neuen Arbeitsmodellen mit in die Erwägung der Arbeitsplatzsuche mitnehmen.